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Da ich zuletzt mit der Aussage konfrontiert wurde, Yoga sei mit der röm.-kath. Kirche nicht zu vereinbaren, habe ich einige Recherchen zu diesem Thema angestellt. Abgesehen von der Tatsache, dass gar keine Religion (weder Hinduismus noch Christentum) Platz in meinen Yoga-Stunden findet, hat die österreichische Bischofskonferenz (genauer gesagt die dort zugeordnete "Arbeitsgemeinschaft der Referate für Weltanschauungsfragen") bereits im Jahr 2009 gemeinsam mit Arbeitsstellen der deutschen und schweizerischen Bischofskonferenzen die Broschüre "Yoga. Geschichte und Verhältnis zum Christentum" herausgegeben.
Dort schreibt der Verfasser Univ.-Prof. Karl Baier (ao. Professor für Religionswissenschaften am Institut für Religionswissenschaft der Universität Wien) unter anderem folgendes zu Yoga:
"Die pauschale Ablehnung der Möglichkeit einer christlich verantwortbaren Yoga-Praxis ist heute veraltet". Weiters bezieht sich Baier auf die Erklärung "Nostra Acetate - Über das Verhältnis der Kirche zu den nicht-christlichen Religionen" des 2. Vatikanischen Konzils und schreibt dazu: "Gemäß dem Konzilstext gehören damit zentrale Praktiken des Yoga zu dem, was im Hinduismus wahr und heilig ist, und dem deshalb von christlicher Seite Anerkennung und Respekt gebührt. Das (Konzils-)Dekret Ad Gentes geht in Punkt 18 noch einen Schritt weiter und regt dazu an, von den östlichen Traditionen des asketischen und kontemplativen Lebens zu lernen."
In seiner Schlussfolgerung schreibt Baier sogar: "Yoga gehört zu den Formen moderner Spiritualität, die außerhalb und schon längst auch innerhalb der christlichen Gemeinden weit verbreitet sind. Um auf diesem Feld bei den Menschen von heute zu sein ist es wünschenswert, dass die bisherigen Ansätze einer christlichen Yogarezeption kreativ, kritisch und mit vermehrter theologischer Unterstützung weiterentwickelt werden."
Auch das Kuratorium des Bildungshauses Schloss Puchberg hat sich der Frage angenommen, ob Yoga in katholischen Bildungshäusern angeboten werden darf. Der Vorsitzende des Kuratoriums des Bildungshauses, Univ.-Prof. Dr. Franz Gruber, wird auf der Homepage der Diözese Linz bereits im Jahr 2017 dazu folgendermaßen zitiert: "Als eine Möglichkeit unter vielen, sich zu sammeln, Körper und Geist in eine Einheit zu bringen, resonanzfähig zu werden für eine achtsame Wahrnehmung der Welt und der Wirklichkeit des Göttlichen sind auch fernöstliche Meditationsformen wie Yoga oder Zen wertvolle und legitime Praktiken. (...) Denn Yoga ist selbstverständlich ohne Übernahme des hinduistischen Religionskontextes praktizierbar." (Auszug aus der Stellungnahme; die gesamte Stellungnahme sowie auch mehr Infos zur erwähnten Broschüre der Bischofskonferenz finden sich hier!)
Kurzum: Yoga ist auch nach Ansicht der österr. Bischofskonferenz für Katholiken nichts "Schlechtes oder Gefährliches".
Wer an unseren Yogastunden teilnimmt, läuft nicht automatisch Gefahr, dass sein Glaube untergraben oder sabotiert wird! Wir beten keine Hindu-Gottheiten an, wir rezitieren keine Mantren und man wird auch nicht zum Hindu, wenn man Yoga praktiziert! ;-)
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